Von der Haustürklingel über den ioBroker zum Handy
Ziel war es, auf dem Handy eine Push-Benachrichtigung zu erhalten, wenn es an der Haus- oder Wohnungstür klingelt, um darüber z.B. auch im Garten oder im Keller informiert zu werden.
Folgendes war zu beachten:
- Ein verändernder Eingriff in die Klingelanlage des Hauses war nicht möglich, da es eine Mietwohnung ist, die Klingelanlage also dem Vermieter gehört.
- Die Klingelanlage selbst ist relativ alt. Es ist eine RITTO 4630 TwinBus Türsprechanlagen mit 2-Draht-Bus, also mit einem Bussystem.
- Jeder auch testweise Eingriff in dieses Bussystem kann im Mietshaus alle Mietparteien beeinträchtigen (das Internet ist voll von derartigen Berichten) und sollte tunlichst vermieden werden.
- Die geplante Erweiterung muss spurenlos rückbaubar sein.
- Eine Stromversorgung mit 220V in unmittelbarer Nähe zur Türsprechanlage besteht nicht.
Daraus folgte:
- Eine Überwachung des Stromflusses, wie bei klassischen Klingelanlagen z.B. mit dem ELV Bausatz Homematic IP Klingelsignalerkennung HmIP-DSD-PCB, ist nicht möglich.
- Eine Überwachung des Klingeltones mittels Geräuscherkennung außen an der RITTO Türsprechanlage ist technisch möglich. Offen sind da allerdings die Störmöglichkeiten durch andere Geräusche (Türschlagen). Offen wäre weiterhin die Frage einer dauerhaften, sparsamen Stromversorgung der zu bauenden Schaltung. Eine Deep-Sleep im Programmablauf eine ESP-32 z.B. wäre nicht möglich, da kontinuierlich auf die Klingel „gelauscht“ werden müsste.
Lösung im Überblick:
- Zentrales Teil ist eine Erweiterung, die der Hersteller für die RITTO 4630 anbietet, ein sogenanntes Rufanschaltrelais (RITTO 4646).
- Eingebaut in die Türsprechanlage 4630 stellt dieses Rufanschaltrelais einen potentialfreien Relaiskontakt zur Verfügung, der bei Betätigung der Klingel schließt.
- Parallel zu diesem Kontakt wird der Reed-Kontakt eines kommerziellen Tür- und Fenstersensor geschaltet.
- Das Schließen des Kontaktes des Rufanschaltrelais beim Klingeln wird per ZigBee (Tür- und Fenstersensor) an den ioBroker gemeldet.
- Der ioBroker wertet das Signal aus und sendet mittels des Adapters „Pushover“ ein Signal (Ton und Schrift) an die gekoppelten Handys.
Die Lösung im Detail
Das Rufanschaltrelais
RITTO stellt für seine Türsprechanlagen ein sogenanntes Rufanschaltrelais zum Einbau zur Verfügung. Dieses dient üblicherweise dazu, über einen potentialfreien Relaiskontakt weitere Signaleinrichtungen an die Türsprechanlage zu koppeln, wie z.B. Klingeln, Hörner oder Lichtsignale. Zu beachten ist, dass diese Rufanschaltrelais zumindest bei RITTO speziell für die jeweilige Türsprechanlage sind, hier für die relativ alte Türsprechanlage 4630 das Rufanschaltrelais 4646.
Das 4646 ist allerdings nicht mehr vom Hersteller lieferbar, auf einschlägigen Webseiten für Gebrauchtgeräte hingegen noch zu finden. Das 4646 kostete beim Hersteller damals ca. 25 €, hier wurde es gebraucht gekauft, über den Preis wird schamhaft geschwiegen. Es ist mittlerweile halt selten.
RITTO 4646 - Rufanschaltrelais
Für die neueren Türsprechanlagen RITTO 7630, 7650, 7132 und 7230 ist das Rufanschaltrelais 7646 vorgesehen, das im Handel noch erhältlich ist.
Der Tür- und Fenstersensor
Der Tür- und Fenstersensor übernimmt die Aufgabe, das Schließen des Kontaktes des Rufanschaltrelais („es klingelt“) mittels ZigBee an den ioBroker zu melden. Es muss ein Sensor sein, der das Schließen der Tür oder des Fensters mit Hilfe eines Reed-Kontaktes detektiert. Sensoren, die auf dem Hall-Effekt basieren (z.B. einige Tuya-Sensoren) sind nicht nutzbar. Verwendet ist hier ein Sensor mit Reed-Kontakt von Aqara (Modell MCCGQ11M). Der kostet beim freundlichen Chinesen von neben an ca. 10 €.
Aqara Tür- und Fenstersensor (ZigBee) im demontierten Zustand
Auf dem Bild ist der Aqara Tür- und Fenstersensor im demontierten Zustand zusehen, der dazugehörige Fenstermagnet fehlt, da er für diese Aufgabe nicht benötigt wird. Deutlich zu erkennen ist an der linken Kante der Leiterkarte der grünliche Reed-Kontakt.
Vorbereitung des Tür- und Fenstersensors
In das Gehäuse des Sensors wird neben dem Reed-Relais ein Schlitz gefräst, durch den der Draht zum Relais herausgeführt werden kann.
An die Kontakte des Reed-Relais wurde ein zweiadriger Draht gelötet und nach außen geführt. Nach einigen wenigen, vergeblichen Versuchen, das Reed-Relais auszulöten, ist es auf der Leiterkarte verblieben, um irreparablen Schaden bei weiteren Versuchen zu vermeiden.
Zum Schluss wurde der Sensor wieder zusammengebaut und auf eine kleine Leiterkarte geklebt, die genau die Maße der Clip-Vorrichtung der Türsprechanlage besitzt.
Zusammenbau
Abschließend wurden das Rufanschaltrelais 4646 (mittig, grün) und der Fenstersensor (oben, weiß) wie vorgesehen in die Türsprechanlage eingeclipt und der Draht (schwarz-rot) vom Fenstersensor zur Leiterkarte des Rufanschaltrelais geführt und dort in die dafür vorgesehenen Anschlüsse des potentialfreien Relaiskontaktes geklemmt. Nach dem Schließen des Deckels der Türsprechanlage ist der Einbau nicht mehr erkennbar.
Den Fenstersensor direkt in die Türsprechanlage zu kleben, empfiehlt sich nicht, da sich dann das Wechseln seiner CR1630-Zelle als schwierig erweisen könnte.
ioBroker
Der Fensterkontakt erscheint nach dem Einbinden in ZigBee unter den Objekten des ZigBee-Adapters. Mit Hilfe eines Skriptes wird seine Eigenschaft „Contact event“ ausgewertet. Ändert sich diese auf „true“ (es klingelt), wird mit Hilfe des Adapters Pushover die Meldung „Es klingelt.“ an alle gekoppelten Handys geschickt. Dazu ertönt auf dem Handy ein spezifisches Signal, das es auch ohne Blickkontakt ermöglicht, ein Klingeln an der Haus- oder Wohnungstür zu bemerken.
Es erfolgt zusätzlich eine Überwachung des Batteriezustandes des Tür- und Fenstersensors, weitere Auswertungen wären möglich.
Fazit
Diese Lösung arbeitet seit einigen Wochen ohne Probleme. Die spürbare Verzögerung des Signales von der Klingel zum Handy ist minimal und hinnehmbar.
In der Pushover-App auf dem Handy (Android) ist es möglich, den Benachrichtigungston für einen geplanten Zeitraum abzuschalten, was vor nicht benötigten Informationen bei Abwesenheit von der Wohnung schützt.
Eine Erweiterung wäre die Aufnahme eines Bildes von der klingelnden Person. Das ist über den ioBroker leicht steuerbar, so eine über diesen auslösbare Kamera existiert und diese installiert werden darf (Mietwohnung!). Eventuell ginge das zumindest über eine Kamera hinter dem Türspion. Allerdings ist eine derartige, vom ioBroker steuerbare Kamera momentan unbekannt.