Hallo,
meine Rasenbewässerung läuft über einen Hunter Hydrawise-Beregnungscomputer. Deren App ist von der Bedienung her sehr gut, so dass ich die Ventilsteuerung auch an dem Beregnungscomputer dran lasse. Was mir bei den klassischen Bewässerungscomputern nicht gefällt, ist die wetterabhängige Dosierung (wann/wieviel). Das Grundprinzip "alle x Tage für y Minuten bewässern" kennt dabei zwei smarte Ausprägungen: Wetterabhängig die Tage variieren (sog. Smart-Pläne) oder die Menge variieren (nennt Hunter "Solar-Sync").
Die optimale Beregnung für einen etablierten Rasen folgt dem Prinzip "selten, dafür viel", d.h. es wird bei konstanter Wassermenge das Intervall dem Bodenzustand angepasst. Der Boden trocknet aus bis kurz vor den "Welkpunkt", das ist der Moment wo die Wurzeln aus dem Boden kein Wasser mehr entnehmen können und die Pflanze unversorgt ist. Dann wird aufgefüllt bis zur Kapazitätsgrenze des Bodens, je nach Bodenart sind das 10-15l/qm.
Für das "Wann" gibt es aufwändige Modellrechnungen, die anhand der Wetterdaten täglich den Wasserverbrauch schätzen und solange die Beregnung verhindern, bis der Tag gekommen ist an dem der Welkpunkt erreicht wird. Das Formelwerk ist sehr komplex und braucht viele Daten über Boden- und Pflanzenbeschaffenheit. Weil Otto Normalgärtner gar nicht die nötigen Daten liefern kann, werden da viele Vereinfachungen gemacht. Stichworte: Evapotranspirationsrechnung, Penman-Monteth-Formel.
In Praxis rechnet Hunter mit Grundannahmen, die zumindest bei mir öfter bewässern als nötig. Man kann dann noch monatsweise Korrekturwerte eingeben, ab dem Folgejahr sind die Schätzungen dann dichter an der Wahrheit.
Die bessere Lösung ist, die Bodenrestfeuchte zu messen und dann zu bewässern wenn die Pflanzen es nötig haben.
Fertige Feuchtigkeitssensoren für Bewässerung gibt es einige. Die arbeiten als Blackbox, im Rasen steckt ein Sensor, der per Kabel an eine kleine Schalteinheit meldet die per Relais den Bewässerungscomputer sperrt oder freischaltet. Auf dem Bewässerungscomputer läuft dazu ein Einfachprogramm, das täglich zur gleichen Zeit bewässert, aber vom Relais gesperrt wird solange der Boden genug Feuchtigkeit hat.
"Smart" ist das für mich erst, wenn ich als Nutzer auch bequem Einblick in die Feuchtigkeitswerte nehmen kann, aktuelle und historische Daten sehen kann. An der Stelle kommt ioBroker in's Spiel
Das Setup:
Der Truebner-Sensor liefert Feuchtewert und Bodentemperatur als analoge Signale. Im Sender sind ein Wemos D1 mini (ESP8266) und ein ADS 1115 AD-Wandler eingebaut. Der Sensor sendet in wählbarem Intervall (1-60 Minuten) die Messwerte per MQTT-Protokoll an den ioBroker. In der Nacht wird um 3:30 der Bodenfeuchtewert geprüft und danach entschieden, ob das Relais am Computer schließt oder offen bleibt (=Beregnung gesperrt).
Um Strom zu sparen, bekommt der Sensor selbst Strom nur über ein Relais. Der Wemos schaltet also zunächst das Relais an, wartet 0,4s bis der Sensor stabil ist, zieht Datenwerte, schaltet das Relais wieder ab. Jetzt wird WLAN aktiviert, die Daten per MQTT weggeschickt. Vom ioBroker wird per MQTT das Berichtsintervall abgefragt, und dann für diese Zeit "Deep Sleep" ausgelöst. Dann wieder von vorne.
Auf dem Beregnungscomputer wird das Relais als "Bodenfeuchtesensor Hunter Soil-Clik" definiert und für die Rasenzonen festgelegt, dass sie täglich ab 4:00 Uhr beregnet werden, sofern der Feuchtesensor den Signalisierungskontakt geschlossen hat. Mit 3x AA-Batterie erwarte ich eine Laufzeit pro Akkuladung von etwa 300 Tagen. Solar wäre eine Option, kostet mich aber Flexibilität bei der Anbringung des Sendergehäuses. 1x im Jahr die Batterien wechseln ist ok
Sensor offen/geschlossen:
Der Programmcode für den Wemos ist auf Github:
https://github.com/top-gun/SMT50-ESP
Zum Bewässerungscomputer kann man Shelly oder ein Sonoff mit Tasmota-Firmware nehmen. Ich habe mich für Sonoff 4CH entschieden:
Eine erste Visualisierung - das muss nicht schick werden, dient nur dem Monitoring:
Im ioBroker läuft derzeit noch ein sehr simples Script, das ab 3:30 alle 4h die Bodenfeuchte prüft und abhängig vom Schwellwert das Relais steuert. To-do: Der Schwellwert soll noch von der Temperaturvorhersage abhängig werden. Es ist ja nur früh morgens ein Zeitfenster für Bewässerung. Die zu erwartende Austrocknung des kommenden Tages sollte also den Schwellwert beinflussen. Bei 20° kann man z.B. 6% Bodenfeuchte akzeptieren, bei 30° sollte bei 10% schon bewässert werden, weil über den Tagesverlauf sonst doch der Welkpunkt erreicht wird. Die Schwellwerte lege ich fest wenn die Temperaturen steigen und ich die ersten "echten" Daten habe. Einem Bodenfeuchtesensor im Januar zuzusehen ist nicht sehr aufschlussreich
Warum den teuren Truebner-Sensor? Ganz einfach: Ich habe die preiswerten Chinasensoren durch und war von der Messqualität enttäuscht. Die einfachen resistiven Sensoren haben bekannte Haltbarkeitsprobleme, und: Der Widerstandswert ändert sich z.b. durch Düngergaben zusätzlich. Der überall angebotene "Capacitive Soil moisture sensor v1.2" hat im Versuch keine Differenzierung geboten. Entweder gab es bei feuchtem oder nassem Boden 100mV, oder bei trockenem Boden 500mV. Eine Differenzierung der Messwerte kam im Versuch mit zwei Sensoren nicht zustande. Für eine bedarfsgerechte Bewässerung reicht das nicht.